Projektziel
Untersucht wird die Rolle von Kollegen:innen („Co-Worker“) bei der Eingliederung von Menschen mit einer Behinderung sowie beim Return to Work nach chronischer Erkrankung. Damit zielt die Studie auf verbesserte Inklusion am Arbeitsplatz. Betriebsfallstudien, Interviews und Fokusgruppen bei verschiedenen Branchen und Betriebsgrößen dienen der Entwicklung praxisnaher Empfehlungen und Fallvignetten.
Kontext
Der Betrieb ist der Ort ist, an dem sich Inklusion im Arbeitsalltag langfristig bewähren muss. Hierbei kommt Arbeitskollegen:innen eine entscheidende Rolle zu: bei der Einarbeitung behinderter Mitarbeiter:innen wie auch bei der Unterstützung chronisch kranker Kollegen:innen nach krankheitsbedingter Abwesenheit. Dies bedeutet oft Mehrbelastungen und erfordert von den „Co-Workern“ neben der Bereitschaft zur Inklusion entsprechende Kommunikations- und Handlungskompetenzen. Die Studie will daher u.a. folgende, bislang kaum vertieft analysierte Problembereiche näher beleuchten:
– mangelnde Vorbereitung und Unterstützung der Co-Worker;
– Ängste vor Mehrbelastung;
– Unsicherheiten im Umgang mit der Krankheit/Behinderung der Betroffenen;
– Gefühle der Benachteiligung gegenüber den Beschäftigten mit bedingter Gesundheit;
– von der Arbeitskultur abhängige Haltungen und Tabus im Umgang mit Krankheit/Behinderung im Betrieb;
– das Verhalten der gesundheitlich beeinträchtigten Kollegen:innen.
Fragestellung
Übergreifend wird gefragt, welche Rolle den Kollegen:innen bei der Neueinstellung/Einarbeitung und bei der Wiedereingliederung zukommt. Im Einzelnen geht es darum, zu erfahren, welche Erfahrungen Co-Worker gemacht haben, wo sie Gewinne und Probleme sehen, welche Erwartungen sie an die Betriebsleitung haben, welche an Neueingestellte und an Krankheitsrückkehrer:innen, welche an BEM-Management, Betriebsärzte:innen, Betriebsrat, Arbeitsschutz und SBV, welche an außerbetriebliche Unterstützung (z.B. Reha-Beratung, Inklusionsamt, IFD). Weiterhin geht es um die Sicht der gesundheitlich Beeinträchtigten und der anderen Stakeholder. In den Betriebsfallstudien stehen Fragen nach Themen und Formen der konkreten Aushandlungsprozesse im Inklusionsgeschehen, formelle und informelle Praktiken sowie arbeitskulturelle und unternehmenskulturspezifische Perspektiven auf Krankheit(sformen) im Betrieb sowie betriebsbedingte Hemmnisse und Förderfaktoren bei der Inklusion im Vordergrund.
Untersuchungsmethoden
Der Studie geht es um eine qualitative mikrosoziologische Analyse der Inklusionsprozesse im Betriebsalltag, vor allem aus der Perspektive der Co-Worker. Mit leitfadengestützten und episodisch-narrativen Interviews mit allen relevanten Beteiligten (u.a. Führungskräfte/Betriebsinhaber:innen; SBV und Betriebsrat; BEM-Beauftragte; Betriebsärzte:innen, Co-Worker; gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitnehmer:innen) wird das Inklusionsgeschehen erhoben und um Gespräche mit Experten:innen aus Wissenschaft und Verbänden ergänzt. Im Mittelpunkt stehen Betriebsfallstudien in ausgewählten Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Betriebsgrößen (z.B. öffentliche Verwaltung; Polizei; ambulante Altenhilfe; Metallverarbeitung); innerhalb der Betriebsfallstudien sind sogenannte Go-Alongs mit Co-Workern im Arbeitsalltag mit gesundheitlich beeinträchtigten Beschäftigten vorgesehen. In Fokus-Gruppen werden die Ergebnisse validiert und daraus in Fallvignetten praxisnahe Umsetzungsempfehlungen entwickelt.